Es geht auch anders...

Worthülsen wie "Wir müssen den Gewinn heuer wieder um 10 % erhöhen” oder “Konkurrenz belebt das Geschäft” sind jedem von uns geläufig. Die Lügen vom ewigen Wirtschaftswachstum, Vollbeschäftigung und beides soweit möglich, nachhaltig und grün, ist selbst für die überzeugtesten Kapitalisten immer schwerer zu glauben. Und obwohl mittlerweile genügend Gründe gegen das System des Turbokapitalismus mit all seinen Schattenseiten spricht, wird zwanghaft daran festgehalten. Dass es eine Veränderung braucht, ist definitiv keine Lüge und sehr vielen Menschen mittlerweile bewusst. Auch in Österreich gibt es einige Unternehmen, die dies Gott sei Dank erkannt haben und in ihren Betrieben eine andere Art von sinnvollen Wirtschaften leben. Drei davon möchte ich heute ein bisschen näher vorstellen:

 

Zotter

 

“Wir setzen auf Vielfalt, Qualität, Innovation, stehen für Kreativität, Nachhaltigkeit und 100 % bio und fairen Handel. Mehr dazu lesen Sie in unserer Philosophie.” Dieser Satz stammt von der Homepage der Firma Zotter und ist eine gelungene Zusammenfassung von den Werten und der Unternehmensphilosophie. Josef Zotter zählt zu den besten Chocolatiers der Welt und überzeugt durch Innovation, Leidenschaft und Querdenken. Die Firma Zotter beschäftigt mittlerweile 200 Mitarbeiter, ist Mitglied er WFTO (World Fair Trade Organisation) und setzt auf 100% fairen Handel sowie Rückverfolgbarkeit der Rohstoffe. Transparenz und Nachhaltigkeit sind nicht nur Schlagwort sondern können in der Schokoladenfabrik in Riegersburg live miterlebt werden. Josef Zotter strebt nicht nach Gewinnmaximierung sondern nach ausgezeichneten Produkten, in Top-Qualität zu fairen Preisen und Arbeitsbedingungen. Kaufen, mehr dafür bezahlen und fair produzierte Schokolade in ausgezeichneter Qualität genießen.

 

Wenn ihr mehr über die Firma Zotter erfahren wollt, schaut euch bitte die Webseite www.zotter.at an

 

Sonnentor

 

Johannes Gutmann, der Gründer von Sonnentor, hatte eine einfach klingende Grundidee: „Aus dem Waldviertel fürs Waldviertel und das alles in Bio-Qualität“. Als er damals mit 23 Jahren diese „Schnapsidee“ als Ein-Personen-Unternehmer umsetzte, wurde er von den meisten schlichtweg belächelt. Heute zählt das Unternehmen des „Spinners“ mit Lederhose und roter Sonnenbrille mehr als 500 Mitarbeiter und bietet über 900 Produkte an. Er selbst sagt: „Wir sind halt anders“.

Nach dem Prinzip „Leben und leben lassen“ wurde er zum erfolgreichen Geschäftsmann und fährt nicht im Porsche, sondern mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die Firma Sonnentor bekennt sich zur Gemeinwohl-Ökonomie, sieht Gewinnmaximierung nicht als höchstes Ziel und versucht Kooperation und Wertschätzung als Unternehmenskultur auch zu leben.

Dafür hat Sonnentor 8 Grundsätze in einem Verhaltenskodex definiert:

  1. WIR STEHEN FÜR EIN FAIRES MITEINANDER
  2. KORRUPTION HAT BEI UNS KEINEN PLATZ
  3. DIE GESUNDHEIT UND SICHERHEIT UNSERER MITARBEITERINNEN HABEN HÖCHSTE PRIORITÄT
  4. EIN RESPEKTVOLLER WERTSCHÄTZENDER UMGANG LÄSST DIE FREUDE WACHSEN
  5. JEDES MITGLIED DER SONNENTOR-FAMILIE IST EIN(E) BOTSCHAFTERIN
  6. DIE UMWELT LIEGT UNS AM HERZEN
  7. WIR WACHSEN UND GESUNDEN IM EINKLANG MIT MENSCH UND NATUR
  8. WIR STREBEN NACH STÄNDIGER VERBESSERUNG

Arbeit soll sinnstiftend sein, Inklusion gelebt und die Mitarbeiter für Nachhaltigkeit begeistert werden. Seit 2014 gibt es auch eine eigene betriebliche Kinder-Tagesbetreuung. Sonnentor setzt auf Gemeinwohl und Nachhaltigkeit, ist eigentümergeführt, unabhängig von externen Investoren und verdient damit gutes Geld. Es geht eben auch anders…

 

Nähere Infos siehe www.sonnentor.at

 

GEA

 

1980 gab es Earth-Shoe-Geschäften, die später zu GEA-Läden wurden, bevor 1984 die Waldviertler Schuhwerkstatt gegründet wurde. Die Schuhwerkstatt rutschte in eine Krise und wünschte sich Heini Staudinger, den GEA-Eigentümer, als Partner. 

1991 wurde Heini Partner und ab 1994 wurde er zum Geschäftsführer bestellt, womit eine innige und intensive Kooperation zwischen GEA und Waldviertler entstand.

 

GEA produziert Schuhe, Taschen und Möbel und betreibt eine Akademie mit Hotel. Neben dem gesellschaftlichen Engagement in der Region werden verschiedene soziale Projekte im In- und Ausland umgesetzt. Kritische Gedanken zu Gegenwart liefert der „Brennstoff“ - online und in Printform (www.brennstoff.com).

 

Auch GEA will einen Beitrag zu einer lebensbejahenden Wirtschaft und damit zu einer anderen positiveren Gesellschaft leisten. Heini glaubt ganz im Ernst, dass wir als Zivilgesellschaft dafür verantwortlich sind, die Politik in die Pflicht zu nehmen, um neue Rahmenbedingungen zu schaffen, die dem Menschen und nicht der Wirtschaft dienen.

 

Die Firma GEA hat dafür drei ganz spezielle Grundsätze definiert:

 

Firmengrundsatz Nr. 1:

SCHEISS DI NED AU - ergab sich nach einer schweren Krise in der Firma…

Firmengrundsatz Nr. 2

BITTE SEI NED SOOO DEPPAD - war eine logische Folge, aber nur mutig zu sein ist manchmal eben auch zu wenig…

Firmengrundsatz Nr. 3

ORIENTIER DICH AN DER LIEBE

 

 

Drei Firmen, drei Lebensgeschichten und drei unterschiedliche Beweggründe, ein Unternehmen zu gründen. Alle drei Gründer wurden in ihrer Anfangsphase dafür belächelt und eher als Spinner und Weltverbesserer denn als Geschäftsmänner gesehen. Doch der Erfolg gab und gibt ihnen recht, dass wirtschaften auch anders gehen kann. Nicht jede Geschäftsidee muss zwingend zu einem Start-Up-Unternehmen werden, das binnen kürzester Zeit rasant expandiert und die Gründer zu Millionären macht. Vernünftiges Wachstum, sinnstiftende Arbeitsplätze, faire Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften nützt allen Menschen und nicht nur ein paar wenigen zur Stillung ihrer unnötigen Kapitalgier, wie es derzeit in der Monsterwirtschaft vorherrschend ist.


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