Echt jetzt? Die Masse der Leute wird mich nach dem Lesen dieser Überschrift auf die Schnelle für verrückt erklären. Wer will bitte kein Millionär sein? Auf einen Schlag hätten wir keine Geldsorgen mehr, könnten kaufen, was immer unser Herz begehrt, müssten keine sinnlose Arbeit verrichten, damit wir unseren Lebensunterhalt bestreiten können und alle Sorgen schienen auf die Schnelle ausgemerzt zu sein. Sind die ganzen Sorgen dadurch wirklich weg und was würde ganz viel Geld mit uns machen? Versuchen wir uns ein bisschen näher mit diesem Gedankenspiel zu beschäftigen.
Die reichsten Menschen der Welt
Zu Beginn kann ein Überblick über die reichsten Menschen der Welt nicht schaden, um ein grobes Gefühl für die richtige Menge des benötigten Geldes zu bekommen.
Platz 1 belegt derzeit Elon Musk. Er verfügt über ein geschätztes Vermögen von 239,6 Milliarden US-Dollar und ist unter anderem durch Paypal, der E-Automarke Tesla oder dem Weltraumunternehmen SpaceX bekannt geworden.
Den Platz 2 hat der Franzose Bernard Arnault inne. Er ist CEO der LVMH SE, zu der 70 Luxusmarken wie zum Beispiel Dior oder Sephora gehören und darf ein Vermögen von 195,3 Milliarden US-Dollar sein Eigen nennen. Der Amazon-Gründer
Jeff Bezos, mit einem Vermögen von 183,5 Milliarden US-Dollar, muss sich derzeit mit Platz 3 zufriedengeben.
Der Vollständigkeit halber gibt es noch eine Liste der reichsten Top 10:
Falls es euch aufgefallen ist, sind unter den Top 10 leider nur Milliardäre, aber auch die haben sicherlich mal als kleine Millionäre angefangen.
Die traurige Wahrheit der restlichen Bevölkerung …
Nach den exorbitanten Vermögen ein paar weniger, möchte ich euch die eher traurigen Einkommen der Mehrheit der Weltbevölkerung vor Augen führen.
Das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen in Österreich betrug 2020 ca. 36.960 Euro. In der EU liegt der Schnitt des mittleren Einkommens über alle 28 Mitgliedstaaten bei ungefähr 16.324 Euro und die USA bewegen sich mit ca. 33.650 Euro in einem ähnlichen Bereich, wie wir in Österreich.
Sieht man sich hingegen das ärmste Land der Welt an, geht der Wert rapide nach unten. In Burundi, wo seit Jahren ein Bürgerkrieg tobt, die politische Lage sehr instabil ist und es zusätzlich ethisch-soziale Konflikte gibt, liegt das Einkommen pro Einwohner nur mehr bei 255 Euro.
Ab welchen Betrag ändert Geld nichts mehr am glücklich sein?
Dazu gibt es mittlerweile zwar viele Studien aber, wenig überraschend sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich. Dennoch konnte bei fast allen Studien ein Zusammenhang zwischen der Höhe des Einkommens und dem Glücklichsein festgestellt werden, obwohl die ermittelten Höhen des Einkommens sehr variieren.
Trotzdem können die Studien, auch wenn die genannten Zahlen nicht in Stein gemeißelt sind, wie folgt zusammengefasst werden:
Verdoppelt sich das Jahreseinkommen (netto) von 15.000 auf 30.000 Euro, wächst das Glücksgefühl enorm an. Wächst das Jahreseinkommen von 30.000 auf 60.000 Euro ist zwar noch eine gewisse Freude damit verbunden, die Steigerung des Glücksempfindens ist jedoch nicht mehr gegeben. Selbst wenn Sie plötzlich 120.000 Euro verdienen, steigt das gefühlte Lebensglück nicht weiter an. Somit könnte man quasi “wissenschaftlich” daraus schließen, dass Geld alleine definitiv nicht glücklich macht.
Forscher nennen diese Ursache "abnehmender Grenznutzen". Das ist jene Schwelle, bei dem es dem Menschen wahrscheinlich nicht mehr möglich ist, das zu tun, was für das emotionale Wohlbefinden am meisten zählt - zum Beispiel genügend Zeit für Familie und Freunde zu haben. Grundsätzlich machen Erlebnisse glücklicher als Güter, weil sie sich weniger abnutzen und durch Vergleiche nicht so leicht entwertet werden können. Auch Geld für andere auszugeben macht glücklicher, als es für sich selbst auszugeben.
Wie viel Geld benötigen wir für ein gutes Leben?
Diese Frage kann sehr schwer generell beantwortet werden, da sie stark von den individuellen und persönlichen Wertvorstellungen abhängig ist. Ab welchen Betrag sich jemand ausreichend versorgt und glücklich fühlt, kann wahrscheinlich jeder nur für sich selbst herausfinden.
Da in unserem Gesellschaftssystem alles messbar sein muss, dürfen auch in diesem Abschnitt ein paar Zahlen nicht fehlen. Das Existenzminimum in Österreich (2022) beträgt für eine alleinstehende Person 1.030,50 Euro netto pro Monat (12.360 Euro / Jahr). Ob diese Summe für ein gutes Leben bereits ausreichend, ist aber eher fraglich.
Was passiert, wenn jemand viel zu viel Geld hat?
Wahrscheinlich recht wenig, wenn man die einfachste Regel im Leben weiterhin bedenkt und am Boden der Realität bleibt, anstatt dem Größenwahn zu verfallen. Das klingt einfach und logisch, ist aber anscheinend ziemlich schwierig. Wenn Geld erst mal keine Rolle mehr spielt, scheint sich auch der gute alte Hausverstand sehr schnell aus dem Staub zu machen.
Zum Beispiel gibt es Leute, die sich ein nobles Anwesen im kalifornischen High-Society-Hotspot Bel Air errichten lassen und dieses dann für 295 Millionen Dollar wieder verkaufen wollen. Der Käufer bekommt für diese stolze Summe neben einem 2 Hektar großen Grundstück eine Villa mit 10.000 Quadratmeter Wohnfläche. Diese bietet Platz für 21 Schlafzimmer, 49 Bäder, einen Schönheitssalon, einen Tennisplatz, eine Rennbahn, einen Golfplatz, hauseigenes Kino und vieles mehr. Eine Diskussion über Sinnhaftigkeit, Nachhaltigkeit, Ethik oder Umweltschutz ist obsolet - dieses Projekt fällt schlichtweg unter die Kategorie “sinnloser Größenwahn”. Noch grotesker wird es, wenn der Amazon Chef Jeff Bezos eine historische Brücke in Rotterdam abbauen lassen will, damit er seine Superjacht auslaufen lassen kann. Darf einem so großkotzigen Wunsch nachgekommen werden, nur weil sich das ein Milliardär leisten kann? Ich bin hier ganz klar auf der Seite vieler Niederländer und -innen und hoffe, dass dieses Projekt abgelehnt und Herrn Bezos eine Abfuhr erteilt wird.
Nach der Beantwortung der einen oder anderen Frage zum Thema Geld bleibe ich bei meiner anfangs aufgestellten These - ich will kein Millionär sein - und ziehe ein gutes Leben mit ausreichend Einkommen, einem Leben mit Unmengen an Geld vor.
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