Mythos Vollbeschäftigung

Seit Jahrzehnten versprechen Politiker – speziell im Wahlkampfmodus – neue Arbeitsplätze und die dringend benötigte Vollbeschäftigung. Das Wort Vollbeschäftigung suggeriert uns, dass alle arbeitsfähigen Personen einen Job haben bzw. eine berufliche Tätigkeit ausüben können. Doch in Wahrheit steckt etwas anders dahinter.

 

Per Definition spricht man von Vollbeschäftigung, wenn ein bestimmter Prozentsatz der Arbeitslosenquote nicht überschritten wird. Das ist zum Beispiel in Österreich weniger als 3,5 Prozent. Das heißt, wenn unsere lieben Politiker in Österreich von Vollbeschäftigung sprechen, dürfen ca. 140.000 arbeitsfähige Menschen kein Beschäftigungsverhältnis haben.

 

Soviel zur Theorie. In der Realität schaffte in den letzten Jahren keine einzige Regierungskonstellation, die pompös angekündigten Wahlversprechen in die Tat umzusetzen. Ich behaupte sogar ganz salopp, dass es in den letzten 10 Jahren mehr oder weniger eine Stagnation der Arbeitslosenquote gab. Im Jahr 2010 hatten wir ca. 250.000 Arbeitslose und somit laut AMS ein Arbeitslosenquote von 6,9%, im Jahr 2015 ca. 354.000 Arbeitslose und eine Arbeitslosenquote von 9,1% und 2018 ca. 312.000 Arbeitslose, was einer Quote von 7,7% entspricht. Von der gepriesenen Vollbeschäftigung sind wir - ohne genauere Betrachtung der Rahmenbedingungen – schlicht weg weit entfernt.

Auch jetzt, im Jahr 2019, wo die Konjunktur brummt und Fachkräfte händeringend gesucht werden, gibt es aktuell 303.000 Arbeitslose und eine nicht ganz so tolle Quote von 7,4%.

 

Was ist das große Problem dieser Betrachtungsweise? Ist das Wort „Vollbeschäftigung“ mittlerweile nur mehr ein historischer Begriff? Wie sollen über 300.000 Menschen einen Job finden, wenn es nur um die 100.000 offene Stellen gibt? Diese Rechnung geht sich einfach nicht aus. Zusätzlich wird die Digitalisierung global mit oberster Priorität vorangetrieben und dürfte wohl eher Arbeitsplätze vernichten als hervorbringen. Arbeitnehmer über 50 haben es am Arbeitsmarkt ohnehin schon sichtlich schwerer als jüngere und trotzdem wird diese Gruppe bei der momentanen demografischen Entwicklung immer größer…

 

Konventionelle Ansätze und Wahlkampfslogans alla „Wir werden xx Arbeitsplätze schaffen“ oder „Unsere Pensionen müssen sicher sein“ werden dieses Problem auch in Zukunft nicht lösen können.

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